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Feinfühlig im Small Talk – Erfahrungen aus der Welt der Hochsensiblen

Ich freue mich, Dir heute einen Gastbeitrag von Antje Remke zu präsentieren. Antje ist hochsensibel und weiß um die Unterschiede in der Kommunikation, wie hochsensible anderen begegnen, doch auch wie sie die Kommunikation mit anderen oft wahrnehmen. In ihrem Gastbeitrag teilt sie ihre Einblicke mit Dir, was sie bislang über die Kommunikation mit Hochsensiblen gelernt hat und wie es ihr mit Small Talk ergeht. 

Entdeckung meiner Hochsensibilität – ein Wendepunkt

Ich bin Antje Remke, Jahrgang 1968, wohnhaft in Berlin und ich bin hoch-sensibel. Ich wurde 2015 darauf aufmerksam gemacht. Es stellte einen intensiven Wendepunkt dar, so wie es viele andere auch berichten.

Ich beschäftige mich seitdem mit der Thematik, sammle vielseitige, berührende, lustige, bereichernde, nachdenkliche, verletzende, erfrischende, traurige und ernüchternde Erfahrungen. Inzwischen begleite ich hochsensible Menschen im Coaching auf dem Weg und leite an verschiedenen Volkshochschulen Kurse. Ich freue mich sehr, über Instagram Sarah, die Smalltaktexpertin für introvertierte Menschen, kennengelernt zu haben. Im Oktober 2023 lud sie mich zu einem Live über Instagram ein, um über Hochsensibilität und Kommunikation zu sprechen. Ihrem Wunsch, darüber auch etwas zu schreiben, komme ich nun sehr gerne nach.

Was ich über die Kommunikation von und mit
Hochsensiblen bis jetzt gelernt habe

Es ist facettenreich. So trifft einiges auf einige zu, anderes aber nicht. 

Das habe ich beobachtet:

  • Small Talk wird vermieden. Oberflächlichkeit nervt, denn der Wunsch nach Tiefe und Intensität ist riesengroß.
  • Es wird sich häufig hinter einer Maske versteckt, die als arrogant und unnahbar wahrgenommen werden kann. Aufgrund von schmerzhaften Erfahrungen ist das Schutzbedürfnis sehr ausgeprägt.

  • Die Merkfähigkeit ist groß, so dass nach zeitlicher Unterbrechung an Gespräche angeknüpft werden kann.

  • Die Auffassungsgabe ist oft stark ausgeprägt, so dass das langsamere Tempo des Umfelds oft eine Geduldsprobe darstellt.

  • Das Reagieren dauert manchmal länger, weil über eine Antwort erst einmal gründlich nachgedacht werden muss.

  • Ablenkungen in Form von Geräuschen und anderen Sinnesreizen, stellen eine große Herausforderung dar.

  • Es gibt Blickkontakt, es wird aufmerksam zugehört und interessiert nachgefragt.

  • Es gelingt manchmal auch nicht zuzuhören, da man mit seinen eigenen Dingen stark beschäftigt ist.

  • Mit Belanglosigkeiten zugetextet zu werden, ist eine Überforderung.
  • Es ist langweilig, über manche Themen zu reden (Wetter, Anschaffungen etc.)

  • Die Höflichkeit und das oft ausgeprägte Harmoniebedürfnis machen es nicht leicht, andere beim Monologisieren zu unterbrechen.

  • Inspirierende Fragen können einander beflügeln.
  • Inkongruenzen werden wahrgenommen (Gesagtes und Gemeintes stimmen nicht überein).

  • Neben der Empfindsamkeit ist schwarzer Humor beliebt.

  • Die Intuition ist ausgeprägt. Das Selbstbewusstsein hingegen ist oft nicht ausgeprägt, dass der Intuition auch vertraut würde.

  • Im Austausch gibt es die Neigung, in die Tiefe zu gehen.

  • Bildhafte Sprache wird geschätzt.

Wie es mir mit Small Talk und Kommunikation geht

Es gibt introvertierte und extrovertierte Hochsensible. Und es gibt die Mischung aus beidem – ambivertiert. Dazu zähle ich mich.

Ich kann Small Talk. In meinem ersten Leben bin ich Krankenschwester. Ich hatte mit unzähligen kranken und gesunden Menschen zu tun. Die Initiative zum Gespräch musste selbstverständlich von mir ausgehen. Es fiel mir leicht und machte mir damals wirklich Spaß.

In meinem zweiten Leben bin ich Sozialarbeiterin. Ich arbeitete in einem Frauenzentrum. Auch dort gab es immer wieder Kontakt zu neuen Frauen. Es war „Gesetz“ für eine gute Atmosphäre zu sorgen. Dazu gehörte eine Willkommenskultur. Für mich war es natürlich, mir Namen zu merken und so Frauen auch persönlich ansprechen zu können. Zahlreiche Reaktionen zeigten, dass es schön ist, gesehen zu werden.

In meinem dritten beruflichen Leben bin ich seit 2008 selbständig als Coach. Auch hier hilft mir Small Talk wieder als Kontaktaufbau und für den Einstieg in Gespräche. Beruflich und privat bin ich immer wieder neugierig auf andere Menschen und liebe es, durch Fragen Neues zu erfahren. Über die Jahre hat es sich aber gewandelt.

Es langweilt mich auch nach einer gewissen Zeit. Es hilft mir aber in Kontakt zu kommen. Ich erlebe, dass der erste Schritt meist von mir ausgehen muss. Ich kann die Stille mit unbekannten Menschen überwiegend nicht lange aushalten und ergreife so oft die Initiative. In manchen Kontexten schweige ich, wenn ich weiß, dass es im Gespräch bei Banalitäten bleibt. Es gibt Tage, da suche ich mir in der Bahn einen anderen Platz, weil ich mir den Small Talk anderer nicht lange anhören kann. Wenn ich irgendwo neu bin, hilft es mir, mich zu orientieren.

Hallo, ich bin Sarah

Ich zeige Dir, wie Du Small Talk nach Deinen Bedürfnissen führst - angstfrei und ohne Stress!

Mehr über mich ...

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Dein Einstieg um entspannt mit Menschen ins Gespräch zu kommen.

Beruflich kommuniziere ich weiterhin offen, stelle viele Fragen und kann mich auf verschiedene Menschen einstellen. Privat hat sich mein Kommunikationsverhalten sehr verändert.

  • Ich schätze es sehr, wenn im Austausch aufmerksam einander zugehört, nachgefragt und sich auf das bezogen wird, was erzählt wird.

    Oft erlebe ich, dass mein Gegenüber stattdessen fast ausschließlich beim Reden bei sich bleibt. Dann sinkt meine Lust am weiteren Gespräch. Vielleicht sollte ich das mal thematisieren. Es kann gut sein, dass es andere gar nicht mitbekommen und es keine böse Absicht ist. Ich möchte nicht um ein offenes Ohr bitten müssen.

  • Manche Stimmen erzeugen bei mir körperliche Schmerzen.

  • Ich vermeide laute Auseinandersetzungen.

  • Es fällt mir leichter, Gespräche zu beenden, wenn es mich ermüdet.

  • Ich reagiere einsilbig, wenn manche Menschen mich fragen, wie es mir geht und ich spüre, dass sie nicht wirklich zuhören.

  • Doch freue ich mich über hochsensible Menschen, mit denen ich mich intensiv verbunden fühle. Ich genieße es sehr, dass es Resonanz gibt, auch wenn wir nicht ständig in Kontakt sind.

  • Ich rede wie ein Wasserfall, wenn ich Interesse spüre und genieße tiefe Gespräche.

  • Menschen, die angenehm zurückhaltend und doch präsent sind, mag ich.

Kommt drauf an

In einem Kreise

bin ich leise

bin sehr bescheiden

Muss sehr viel leiden

In anderen dafür aber laut

Hab mich getraut,

was zu sagen

das war ein Wagen

in manchen gibt es viel zu lachen

weil alle gerne Scherze machen

in andern Kreisen ist´s so schwer

die mag ich um so weniger

und dann gibt’s da besondre Orte.

Verstehn uns dort gar ohne Worte

Da sprechen schon die Blick Bände

Gerne ich die öfter fände.

Aus meinem Buch Wirksame Worte 2021: Inspirierende Gedichte und Texte; erhältlich als Buch und als eBook.

Ich wünsche uns allen mehr Begegnungen, in denen wir gesehen, inspiriert und geschätzt werden. Ich wünsche uns mehr Menschen, mit denen wir uns sicher, wohl und verstanden fühlen.

Wenn Du mehr von Antje lesen willst, schaue doch auf ihrem Instagram-Account vorbei. Du findest sie unter @antje_remke

Antje bietet Coaching für (introvertierte) Hochsensible an und begleitet und unterstützt sie dabei, mehr Selbstbewusstsein zu gewinnen, live oder digital im Einzelcoaching. Außerdem bietet Antje Jobcoaching für die Berufsperspektive an (AVGS).

Teile auch Du gerne Deine Erfahrungen mit uns.

Bist Du selbst hochsensibel oder kennst hochsensible Menschen in Deinem Umfeld? Welche Erfahrungen machst Du mit Small Talk?

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